2. Etage Landratsamt Plochingen
Werner Fohrer - Eine Bilderauswahl aus 4 Jahrzehnten
Nach mehr als 2 Jahren der Planung und Konzeption ist die „Fohrer-Etage“ im Landratsamt im 2. Stock des neuen Verwaltungsgebäudes am Standort Plochingen Realität geworden. Bei den Arbeiten, die hier zu sehen sind, handelt es sich um Gemälde, die zuvor schon seit Jahren zum Kunstbesitz des Landkreis Esslingen gehörten und auch öffentlich sichtbar waren, wie beispielsweise das Gemälde „Omnibus“, das über Jahre im alten Verwaltungsgebäude des Landratsamt Esslingen in der KFZ-Zulassungsstelle auf den Pulverwiesen zu sehen war. Ein weiteres Beispiel ist das Gemälde „Bewegt und starr“, das eine wechselvolle Geschichte hat und sogar einmal fachgerecht restauriert werden musste, nach einer nicht sachgerechten Lagerung. Dieses Bild hatte nach dieser Restaurierung über Jahre danach seinen Platz in der KätheKollwitz-Schule in Zell. Oder das 3teilige große Gemälde „Heavy Metal“ das im alten Landratsamtgebäude in einem Besprechungsraum manche Diskussion inspirierte.
Der Großteil der Arbeiten sind aber Leihgaben, die in den 80er bis 2000er Jahren entstanden sind und sich bis in die jüngste Vergangenheit einzelnen Serien bzw. Bildergruppen zuordnen lassen, wie beispielsweise „Köpfe“, welche die medialen und analogen Erscheinungsformen eines modischen Zeitgeistes interpretierten, später die „Anonymous-Place-“ oder die „Waterface-Bilder“, die mehr aus einer meditativen und kontemplativen Stimmung des Malers in diesen Jahren entstanden sind. Aber auch die „Schrottbilder“ deren Inspirationsquelle den täglichen visuellen Eindrücken eines Recyclingunternehmens zu verdanken ist, die mich auf dem Weg zum Atelier seit drei Jahrzehnten begleitet haben und weiter begleiten. Zwei schöne Beispiele davon sind auf der Etage zu sehen.
Mit der zunehmenden Digitalisierung vieler Lebensbereiche in den letzten Jahren hatte ich mir diesen Fokus auf eine digitalisierte Welt in den „Streetview-Bildern“ selbst zu eigen gemacht und auch so malerisch interpretiert wie sie von Google als Ausgangspunkt vorgegeben wird. Ein Beispiel dafür ist das Streetview-Bild von 2014, das am Ende dieser Galerie-Etage zu sehen ist. Eine Fortsetzung finden diese „Streetviews“ in den seit 2018 entstandenen Arbeiten der „Streetlife-Serie“. In beiden Bilderserien dominiert der moderne Mensch, der durch die digitalisierte Bearbeitung verfremdet erscheint bzw. in den Großstadtbildern zu einem Spiegelbild der Manipulierbarkeit geworden ist, durch verschiedene Wahrnehmungsebenen erzeugt, die im schnellen Wechsel ineinandergreifen und sich gegenseitig durchdringen. Es scheint fast so, als ginge dies mit einem Verlust der menschlichen Identität einher. Einige dieser noch relativ neuen Arbeiten bilden den Abschluss auf der Etage.
Ich bin sehr erfreut, dass es gelungen ist, hier in Plochingen eine dauerhafte Präsenz einer kleinen Auswahl der entstandenen Bilder auf dieser Etage zu erreichen. Diese Galerie-Etage, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamtes sehr gut angenommen worden ist und auch mit einer gewissen Identifikation und einigem Stolz vertreten wird, ist ein Beispiel dafür, wie das Konzept der retrospektiven Betrachtung eines künstlerischen Werks im öffentlichen Verwaltungsbereich Früchte tragen kann. Dies in schwieriger Zeit, in der die Akzeptanz und Wertschätzung von Kunst im öffentlichen Bereich wieder mehr denn je auf dem Prüfstand steht.
Natürlich kann diese Präsentation nur einen begrenzten Ausschnitt meines gesamten Werks abbilden. Es fehlen Bildergruppen wie meine „Berg-“ oder „Rockbilder“. Auch meine „Nachtbilder“ sind nicht vertreten. Das mag daran liegen, dass manches mir wichtige Werk sich in öffentlichem oder privatem Besitz befindet und daher nicht mehr verfügbar ist. Dennoch ist es nach meiner Ansicht sehr überzeugend gelungen, mit den Präsentationsmöglichkeiten dieser Etage und dem Zusammenwirken aller beteiligten Akteure einen exclusiven Rahmen für diese Bilderauswahl aus mehr als 40 Jahren zu schaffen.
Dafür gilt mein herzlicher Dank an Alle, die am Zustandekommen dieses Projekts beteiligt waren.
Werner Fohrer